Sendemast des Hessischen Rundfunks auf dem Großen Feldberg
Sendemast des Hessischen Rundfunks auf dem Großen Feldberg (Foto: SmartPhoneFan.de)

Hessischer Rundfunk ohne Hörfunkwelle für die „mittlere Generation“

Der Hessische Rundfunk ist mein öffentlich-rechtlicher Heimatsender. Das ist der Grund dafür, warum ich dieser Landesrundfunkanstalt eine gewisse Aufmerksamkeit widme. Das was programmlich aus dem Funkhaus in der Frankfurter Bertramstraße kommt, kann nämlich leider nicht überzeugen.

Selbst betroffen bin ich von der Tatsache, dass der hr derzeit kein musikalisches Angebot für die „mittlere Generation“ mehr hat – also für diejenigen Hörer, die aus dem hr3-Alter herausgewachsen sind, denen hr4 aber wiederum noch „zu alt“ ist. Jahrelang fühlte sich diese Zielgruppe bei hr1 zuhause, doch musikalisch ist dieses Programm in den vergangenen Jahren eher verschlimmbessert worden.

hr1: Wo sind die 80er geblieben?

Über viele Jahre warb hr1 damit, primär Musik aus den 80er Jahren zu spielen. Mittlerweile hört man immer häufiger auch aktuelle Hits, die man eher auf hr3 erwartet. Als interessierter Hörer fragt man sich, was es mit dieser scheinbar planlosen Musikauswahl auf sich hat.

hr1 und hr3 machen sich unter dem Strich gegenseitig Konkurrenz, was Kritiker bestätigt, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nachsagen, ohnehin zu viele Programme anzubieten. Hörte sich die Musikauswahl auf hr1 noch nie wirklich durchdacht an, so laufen nun sogar Songs, die viele Hörer als Fremdkörper empfinden.

Kaum Alternativen in Hessen

Warum schalten die Hörer nicht ab oder um? Nun, in Hessen selbst gibt es kaum Alternativen für Interessenten, die vornehmlich Classic Hits hören möchten. Es bietet sich eigentlich nur harmony.fm an, das zwar eine gute und stimmige Musikauswahl hat, allerdings eine viel zu kleine Rotation.

Zudem sendet harmony.fm nur werktags ein „richtiges“ Radioprogramm. Am Wochenende gibt es nur Nonstop-Musik und Nachrichten. Dafür brauche ich im Jahr 2019 aber kein Radio mehr. Das können die Musikstreaming-Dienste besser. harmony.fm hat außerdem nicht einmal ansatzweise ein flächendeckendes UKW-Sendernetz.

Aus den benachbarten Bundesländern bieten sich Bayern 1, SWR 1 Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie WDR 4 an. Hier würden die Hörer aber auf Nachrichten und Informationen aus Hessen verzichten – genauso wie beim Wechsel auf DAB+, wo es mit Schwarzwaldradio eine tolle musikalische Alternative gibt, die aber mit schier nie enden wollenden Beiträgen zum Thema Schwarzwald nervt.

Relaunch dringend erforderlich

Der Hessische Rundfunk wäre gut beraten, seine Hörfunkprogramme einem musikalischen Relaunch zu unterziehen. Zum einen müssten die Zielgruppen jeder Welle klarer definiert werden, aber die Programme sollten sich auch nicht anhören, als ob hier einfach alle Titel, die in der Rotation sind, im Shuffle-Modus gesendet werden. Noch vor zwei Jahren klang hr1 deutlich besser und musikalisch stimmiger, obwohl auch damals schon eine Erweiterung des Musikspektrums vorgenommen wurde.

Bayern 1 zeigt, wie ein ganz ähnlicher Grundstock von Musiktiteln völlig anders klingen kann. Hier passt ein Song zum anderen, nichts wird dem Zufall überlassen, nichts wirkt wie ein Fremdkörper im Programm. Da macht es wirklich Spaß, zuzuhören. Schade, dass der Hessische Rundfunk offenbar nicht Willens oder in der Lage ist, ein vergleichbares Musikprogramm anzubieten.