Ausflug zum Sender Biedenkopf (Foto: SmartPhoneFan.de)
Ausflug zum Sender Biedenkopf (Foto: SmartPhoneFan.de)

Drei-Sender-Trip am Karsamstag

Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte, auf die ursprünglich geplante Reise nach Mallorca zu verzichten, wollte ich am Karsamstag einen Tagesausflug machen. Wäre nicht am Karfreitag Radiostammtisch in Butzbach gewesen (der eben wegen Karfreitag ausgefallen ist) und wollte ich nicht ohnehin einmal zum Sender Biedenkopf (Sackpfeife) des Hessischen Rundfunks fahren?

Nun, der Senderbesuch lässt sich sehr gut mit einem Abendessen in Butzbach kombinieren, da die Stadt in der Wetterau ohnehin auf dem Rückweg liegt. Ein Hobbyfreund war auch direkt von diesem geplanten Ausflug begeistert, und so trafen wir uns gestern Vormittag um 11 Uhr in Langgöns, unweit von Butzbach, um von dort aus mit einem Auto weiterzufahren.

Wir sind nicht direkt nach Biedenkopf, sondern zuerst nach Marburg gefahren, um dort nach den Senderstandorten der DFMG und des Hessischen Rundfunks Ausschau zu halten. Vom Bahnhof aus hatte man einen brauchbaren Blick zum Fernmeldeturm und zum vermuteten hr-Standort.

In Marburg wurde dann auch die Idee geboren, zunächst Richtung Norden weiterzufahren, um am Edersee eine Kleinigkeit zu essen und danach zuerst den Senderstandort Hohes Lohr aufzusuchen. Gesagt, getan! Mittags kamen wir in Herzhausen am Edersee an. Da kehrte ich schon im vergangenen Jahr auf dem Rückweg vom Hessentag in Korbach ein.

Zwischenstopp in Herzhausen am Edersee (Foto: SmartPhoneFan.de)
Zwischenstopp in Herzhausen am Edersee (Foto: SmartPhoneFan.de)

Der Sender Hohes Lohr liegt bei Haina (Kloster)

Für mich überraschend ging es von Herzhausen zunächst wieder einige Kilometer auf der Bundesstraße 252 zurück Richtung Süden, bevor wir Richtung Osten nach Haina (Kloster) fuhren, wo sich das Hohe Lohr – gar nicht so nah an der Stadt Korbach wie von mir vermutet – befindet. In Haina (Kloster) tankte ich Benzin. Der Tankwart wusste dann auch, dass wir Richtung Battenhausen weiterfahren mussten, um die Auffahrt zum Hohen Lohr zu finden.

Von Battenhausen aus ging es dann direkt den Berg hinauf. Offiziell handelt es sich um eine gesperrte Privatstraße. Das Schild habe ich eher als eine „Empfehlung“ angesehen und bin einfach weitergefahren, zumal die Straße auch gut ausgebaut war. Eine Wanderung wäre sicher eine Alternative gewesen, hätte aber den Zeitplan gesprengt.

Das Hohe Lohr ist 656,7 Meter hoch und damit der zweithöchste Berg des Kellerwaldes. Vom dort befindlichen Fernmeldeturm wurden früher analoge Fernsehprogramme ausgestrahlt. Mit Einführung von DVB-T wurden die TV-Abstrahlungen eingestellt. Das Hohe Lohr ist aber nach wie vor die Heimat eines Senders von Hit Radio FFH, der auf UKW 107,7 MHz mit einer Strahlungsleistung von 20 kW arbeitet.

Senderstandort Hohes Lohr (Foto: SmartPhoneFan.de)
Senderstandort Hohes Lohr (Foto: SmartPhoneFan.de)

Von der Sackpfeife sendet neben dem hr auch der WDR auf UKW

Vom Hohen Lohr aus ging es weiter zum eigentlichen Ziel des Ausflugs: zur 673,3 Meter hohen Sackpfeife bei Biedenkopf. Hier führte sogar eine ganz offizielle Straße nach oben. Kurz unterhalb des Sendemasten befindet sich ein großer Parkplatz – vermutlich hauptsächlich für Wintersportler, doch auch gestern hatten sich einige Ausflügler zu diesem Berg verirrt.

Die Sackpfeife ist sogar ausgeschildert, sodass man die Anfahrt nicht verfehlen konnte. Der 210 Meter hohe Sendemast des Hessischen Rundfunks ist zudem weithin sichtbar. Neben dem Hauptmast befindet sich noch ein kleinerer Reservemast. Ich kenne den Sender Biedenkopf seit frühester Jugend, denn die von dort mit 100 kW Strahlungsleistung abgestrahlten hr-Programme sind auch im Rhein-Main-Gebiet noch gut zu empfangen.

Da sich der Sender nur wenige Kilometer von der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen befindet und der Standort sich auch gut zur Versorgung des Nachbar-Bundeslandes eignet, wird er vom Westdeutschen Rundfunk mitgenutzt – bis 1987 mit drei Frequenzen, seitdem immerhin noch mit zwei Frequenzen. Über diesen Sender habe ich in den 80er Jahren Mal Sondock’s Hitparade und die Fußball-Bundesliga im WDR gehört, denn auch die nur 15 kW starken WDR-Frequenzen sind noch brauchbar im Rhein-Main-Gebiet zu hören.

Als TV-Senderstandort wird die Sackpfeife seit Einführung von DVB-T nicht mehr genutzt. Dafür werden von dort mittlerweile drei DAB+-Multiplexe ausgestrahlt. Dabei ist der Standort für das terrestrische Digitalradio – anders als für den analogen UKW-Rundfunk – gar nicht so gut geeignet, da er aufgrund der Topografie weder die Städte Marburg, Gießen und Wetzlar gut erreicht, noch für durchgehenden Empfang auf der Autobahn 45 sorgt.

Immerhin ist der Streubereich recht groß, sodass ich den für Nord- und Osthessen sendenden DAB+-Multiplex im Kanal 6A im vergangenen Sommer zunächst über den Sender Biedenkopf empfangen konnte, bevor der Sender Fulda später für noch besseren Empfang sorgte.

Heute senden von der Sackpfeife hr1 auf 91,0 MHz, hr3 auf 87,6 MHz, hr4 auf 104,3 MHz und hr info auf 99,6 MHz mit jeweils 100 kW, You FM auf 102,3 MHz mit 10 kW, WDR2 auf 92,3 MHz und WDR3 auf 88,7 MHz mit jeweils 15 kW. Dazu kommen der bundesweite DAB+-Multiplex im Kanal 5C und der Multiplex des Hessischen Rundfunks im Kanal 7B mit jeweils 10 kW sowie der von privaten Programmanbietern genutzte Hessen-Nord-Mux im Kanal 6A mit 5 kW.

Fernmeldeturm auf der Angelburg (Foto: SmartPhoneFan.de)
Fernmeldeturm auf der Angelburg (Foto: SmartPhoneFan.de)

Kein Fernsehen mehr von der Angelburg

Vor dem Abendessen in Butzbach ging es dann noch nach Hirzenhain im Lahn-Dill-Kreis, wo sich die 609 Meter hohe Angelburg befindet, die einen weiteren Grundnetzsenderstandort beheimatet. Hier ging es wieder einen offiziell gesperrten, aber asphaltierten Weg den Berg hinauf, wo wir den 1968 erbauten, 171 Meter hohe  Fernmeldeturm schnell gefunden hatten.

Dieser Senderstandort stimmt einem ziemlich traurig, denn wie man schon auf den ersten Blick erkennt, wird er kaum noch genutzt. Es befinden sich nur noch wenige Antennen am Mast – einmal für Hit Radio FFH, das von hier aus mit 30 kW auf 100,0 MHz sendet, sowie für Mobilfunk und Katastrophenschutz. Das Fernseh-Zeitalter ging an der Angelburg am 24. April 2018 zu Ende. Der Standort wurde noch für DVB-T genutzt, für den neuen Standard DVB-T2 HD allerdings nicht mehr.

Eigentlich wäre die Angelburg auch ein guter Standort für DAB+, um Versorgungslücken im Bereich der Autobahn 45 zu schließen. So gesehen ist es unverständlich, dass dieser Standort für das terrestrische Digitalradio nicht genutzt wird.

Gegen 18.30 Uhr hatten wir wieder Langgöns erreicht, kurz vor 19 Uhr saßen wir in der Pizzeria Salerno in Butzbach, wo auch die monatlichen Radiostammtische stattfinden. Hier wartete ein weiterer Hobbyfreund auf uns und wir ließen den Abend bei Bologneseschnitzel und Apfelsaftschorle ausklingen. Gegen 22.50 Uhr war ich wieder zuhause. Ein sehr schöner Tag ging zu Ende.