Das Kultradio-Team verabschiedet sich (Foto: Kultradio)
Das Kultradio-Team verabschiedet sich (Foto: Kultradio)

Kultradio gibt auf: Tod auf Raten

Im Januar 2015 ging Kultradio auf Sendung. Ich hatte mich schon Monate vorher auf den Start gefreut, zumal das Programm mit Kulthits aus drei Jahrzehnten Abwechslung in der Radiolandschaft versprach. So ließ ich es mir seinerzeit nicht nehmen, selbst in Kalifornien, wo ich mich am Tag des Sendestarts aufgehalten hatte, bei der Eröffnung dabei zu sein.

Das Programm wurde sukzessive ausgebaut, es machte Spaß, zuzuhören. Ein gutes halbes Jahr nach dem Start über DAB+ und im Internet wurde eine App eingeführt, mit der auch Smartphone-Besitzer den Sender hören können sollten. Später startete Kultradio auch beim Radioplayer.de.

Hörerzahlen eher enttäuschend

Wirklich honoriert wurde das Programm von den Hörern allerdings nicht, wie die Funkanalyse Bayern gezeigt hat. Zum einen ist DAB+ bei der überwiegenden Mehrheit der Radiohörer auch sieben Jahre nach dem Neustart des terrestrischen Digitalradios noch nicht angekommen, zum anderen sind die Einschaltquoten speziell für Kultradio eher enttäuschend.

Wer als Normalhörer tatsächlich auf DAB+ umgestiegen ist, hört dort mehrheitlich offenbar weiter sein angestammtes Programm, das er auch früher auf UKW gehört hat – nur eben jetzt digital und rauschfrei. So haben es neue Projekte generell schwer, auch wenn die noch so innovativ sein mögen.

Programmänderungen schon vor einigen Monaten

Schon vor einigen Monaten hat Kultradio sein Programm ausgedünnt. Die moderierte Schiene von 10 bis 15 Uhr ist weggefallen – ein erstes Anzeichen dafür, dass es dem Sender finanziell offenbar nicht gut geht, was nicht erstaunt, wenn man hört, wie wenig Werbung im Programm läuft. Gestern sickerte dann die Meldung durch, dass die moderierten Sendungen heute Mittag um 12 Uhr eingestellt werden.

Danach soll es zwar mit einem Nonstop-Musikprogramm weitergehen, doch die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) hat den landesweiten DAB+-Sendeplatz bereits neu vergeben. Künftig soll das Berliner Kinder- und Familienprogramm Radio Teddy auf dem Kanal verbreitet werden, den derzeit noch Kultradio nutzt.

Nonstop-Programm bis zum Start des Nachfolgers

Wann genau Radio Teddy auf Sendung geht, steht zwar noch nicht fest. Sicher ist indes, dass Kultradio auch sein Nonstop-Programm in wenigen Wochen einstellen muss, da es nur noch als Platzhalter dient, der auf Sendung bleibt, bis der Nachfolger startbereit ist.

Ich persönlich finde das Aus für Kultradio sehr schade. Mir ist ein solches mittelständisches Unternehmen deutlich lieber als die von Großkonzernen und Verlagen betriebenen sogenannten Privatsender. Mit Hit Radio FFH, Antenne Bayern oder RPR1. kann ich spätestens seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr viel anfangen.

Kultradio erinnert von der Struktur her so ein bisschen an die Privatfunk-Pioniere aus Südtirol, dem Elsass oder Ostbelgien: Ein kleines Unternehmen mit kleinem Team versucht das Maximum für den Hörer herauszuholen. Das ist toll, verdient Anerkennung und Unterstützung.

Bedauerliche Entwicklung

Schade, dass es nicht geklappt hat, den Sender auf wirtschaftlich solide Beine zu stellen. Verdient hätten es die Macher aus Bayreuth in jedem Fall. So werden auch auf DAB+ (aufgrund der geringen Marktdurchdringung vermutlich sogar erst recht dort) nur die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und Großkonzern-Radios übrig bleiben.

Für mich bedeutet das Aus von Kultradio nicht zuletzt auch weniger Auswahl auf der Radioskala, denn Radio Teddy kann ich bereits im hessischen DAB+-Multiplex  empfangen. Zudem ist der Sender für mich inhaltlich nicht interessant. Mit Kultradio stirbt wiederum nicht zuletzt auch eines der wenigen (abseits des Internets) exklusiven DAB+-Programme, die mich inhaltlich wirklich ansprechen.

Danke für knapp vier Jahre tolles Radio. Alles Gute für das gesamte Team von Kultradio.