TWR-Funkhaus in Kralendijk

Besuch bei Trans World Radio Bonaire

Trans World Radio ist einer der Gründe, warum ich während meines Aufenthalts in der Karibik alles darangesetzt habe, einen Tagesausflug nach Bonaire zu machen. Als DXer kenne ich diese Radiostation seit Jahrzehnten. Früher war der Sender auf Kurzwelle auch oft in Europa zu empfangen.

Heute sendet TWR Bonaire lokal auf UKW 89,5 MHz und für weite Teile des amerikanischen Kontinents auf Mittelwelle 800 kHz. Für die Mittelwelle wurde Ende Januar ein neuer 450 kW starker Sender in Betrieb genommen, der den in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten eingesetzten 100-kW-Sender abgelöst hat.

Es handelt sich um den stärksten Mittelwellensender auf dem amerikanischen Kontinent. Ich konnte die Frequenz 800 kHz natürlich auch auf Curacao gut empfangen, wollte mir die Anlage aber auch einmal selbst ansehen, wenn ich schon mal „in der Nähe“ war.

Funkhaus im Norden von Kralendijk

TWR ist auf Google Maps zu finden und ich bin direkt nach der Landung auf dem Flamingo International Airport dorthin gefahren. Das war insofern schwieriger als erwartet, weil die Navigations-Funktion der Karten-Software auf Bonaire nicht funktioniert.

Schließlich erreichte ich doch das TWR-Funkhaus am nördlichen Stadtrand von Kralendijk, der Hauptstadt von Bonaire. Dabei war ich überrascht, denn von Mittelwellen-Sendeantennen war hier nichts zu sehen. Ich war bis dato davon ausgegangen, dass sich die Sendeanlagen direkt am Funkhaus befinden, was aber nicht der Fall ist.

Ich habe rund um das Gebäude einige Fotos gemacht und bin dann auch hineingegangen. Nachdem ich mich bemerkbar gemacht hatte, kam ein sehr netter niederländischer Mitarbeiter auf mich zu, der mir bereitwillig die Studios gezeigt und später auch erklärt hatte, wo ich den eigentlichen Mittelwellensender finde.

Mittelwellensender südlich des Flughafens

So kam es, dass ich durch Kralendijk wieder zurück Richtung Flughafen gefahren bin. Kaum hatte ich den Flughafen in südliche Richtung passiert, sah ich auch schon die vier Sendemasten von Trans World Radio. Ich musste nur noch die Küstenstraße weiterfahren und stand wenige Minuten später vor der Einfahrt zum Sender.

Ich habe meinen Mietwagen vor der Einfahrt geparkt und bin zu Fuß auf das Gelände gegangen. Dabei habe ich die vier Antennenmasten beim Gang Richtung Betriebsgebäude ausgiebig fotografiert.

Kurz bevor ich das Betriebsgebäude erreicht hatte, kam ein TWR-Mitarbeiter heraus. Ich sprach ihn auf Englisch an und fragte, ob es möglich sei, den Sender kurz zu besichtigen. Er antwortete auf Deutsch, er sei der Jonas, komme aus der Schweiz und arbeite hier bei TWR.

Jonas zeigte mir sehr ausführlich sowohl den früheren, als auch den aktuellen Sender. Zudem berichtete er davon, dass es schon zahlreiche positive Hörerreaktionen seit Inbetriebnahme des neuen 450-kW-Senders gab. Unter anderem zeigten sich Hörer auf Kuba und in Brasilien vom verbesserten Empfang begeistert. Allerdings habe sich die Stromrechnung naturgemäß auch deutlich erhöht.

Der Mittelwellensender von TWR Bonaire
Der Mittelwellensender von TWR Bonaire

Perfekter AM-Standort

Der Standort des Mittelwellensenders von TWR Bonaire könnte nicht besser sein. Er befindet sich direkt an der Küste, nebenan sieht man zudem salzige feuchte Flächen. Die Bodenleitfähigkeit muss hervorragend sein, was maßgeblich dazu beiträgt, dass die Ausbreitung sehr gut ist. Auch in Europa, vor allem in Skandinavien, aber auch in Österreich, wurde die 800 kHz seit Inbetriebnahme des neuen Senders schon gehört.

Früher befanden sich auch die Kurzwellensender auf dem gleichen Gelände. Diese gibt es – genauso wie das frühere Relais des niederländischen Auslandsdienstes Radio Nederland Wereldomroep – jedoch nicht mehr, da der Kurzwellenrundfunk in den vergangenen Jahren drastisch an Bedeutung verloren hat (wenn man einmal von DXern absieht, für die alleine sich der Betrieb aber nicht lohnen würde).

Der Besuch bei TWR hat sich mehr als gelohnt. Es ist keine Selbstverständlichkeit, im Funkhaus und am Sender spontan Führungen bekommen zu haben, zumal ich dort jeweils ohne Anmeldung erschienen bin. Allerdings war ich mir bis zuletzt unsicher, ob es mit einem Ausflug auf die östliche Nachbarinsel von Curacao überhaupt klappt.

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