hr8: Der Hessische Rundfunk macht aus der Not eine Tugend

Am gestrigen Sonntag wurde in Frankfurt am Main eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Das bedeutete für mehr als 60.000 Frankfurter, dass sie in den frühen Morgenstunden ihre Wohnungen verlassen mussten, weil das Gelände in einem Umkreis von 1,5 Kilometern um die Bombe herum aus Sicherheitsgründen evakuiert wurde.

Das Team von "hr8" (Foto: Hessischer Rundfunk)
Das Team von „hr8“ (Foto: Hessischer Rundfunk)

Aber auch die Bundesbank, das Frankfurter Polizeipräsidium und der Hessische Rundfunk lagen in der Sperrzone, in der sich während der Entschärfung der Bombe niemand aufhalten durfte. Der hr verlegte sein Fernsehprogramm in einen Übertragungswagen und ein mobiles Studio knapp außerhalb der Sperrzone und berichtete den ganzen Tag über live.

hr2 und you fm wurden komplett automatisiert gefahren, hr Info sendete aus dem Regionalstudio Kassel und auch hr1, hr3 und hr4 wichen nach Nordhessen aus – allerdings mit einem gemeinsamen Programm – möglicherweise, weil die Kapazitäten in Kassel nicht ausgereicht hätten, um alle Programme von dort eigenständig zu fahren.

Ein „best of“ aus hr1, hr3 und hr4 sollten die Hörer von 6 Uhr früh bis Mitternacht geboten bekommen. Sprich: Ein Unterhaltungsprogramm, bei dem aktuelle Titel aus den Charts genauso Platz haben wie Oldies und Rockklassiker oder deutsche Schlager.

Ich habe dieses schnell in „hr8“ getaufte Programm den ganzen Tag über verfolgt. Die Frühsendung moderierte Mathias Münch (hr3), von 10 bis 15 Uhr war Radio-Urgestein Werner Reinke (hr1) zu hören, gefolgt von Britta Lohmann (hr4) und ab 19 Uhr war bis Mitternacht Andy Losleben (hr3) auf dem Sender.

Das Programm war an diesem Tag sehr abwechslungsreich, die Stimmung im Studio war gut und die Hörer waren stets über die aktuellen Ereignisse in Frankfurt am Main und in aller Welt informiert. Gerade die große musikalische Bandbreite hat mir persönlich sehr gut gefallen. Anstelle der sonst heutzutage bei fast allen Hörfunkprogramme üblichen sehr engen Rotation kamen Songs aus allen drei Wellen zum Einsatz. Das war genial, hat vermutlich niemanden gestört und die meisten Hörerstimmen waren positiv.

Es ist klar, dass der typische hr4-Hörer im Alltag vielleicht nicht unbedingt Songs aus den aktuellen Charts hören möchte, der hr3-Hörer findet Andy Borg vielleicht aus Kultgründen einmal lustig, wird die Musik im Alltag aber wohl dennoch nicht auf „seinem“ Sender hören wollen. Dennoch hat der „hr8-Tag“ wieder einmal gezeigt, dass es keineswegs so ist, dass die Hörer die engen Musikrotationen im angeblich modernen und beratergesteuerten Radio haben möchten.

Liebe Radiomacher, traut Euch doch auch unabhängig von solchen brisanten Aktionen wie einer Bombenentschärfung wieder einmal ein bisschen mehr. Ich würde mir mehr „hr8“ wünschen – vielleicht im Alltag wieder etwas mehr Musikvielfalt in den einzelnen Programmen und gerne auch eine hr8-Neuauflage ohne einen so brisanten und ernsten Hintergrund wie gestern.

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