London: Touch&Travel ohne Touch&Travel

Wer erinnert sich noch an das mobile Ticketsystem Touch&Travel der Deutschen Bahn AG? Technisch war das absolut top. Gescheitert ist Touch&Travel wohl vor allem, weil es selbst für Insider nicht immer klar war, wo und wann man seine Fahrkarte auf diesem Weg kaufen kann und in welchen Fällen man – unbeabsichtigt – schwarz fährt, wenn Touch&Travel genutzt wird.

Hier kann man mit NFC-Kreditkarte zahlen
Hier kann man mit NFC-Kreditkarte zahlen

Die Art und Weise, wie man im öffentlichen Personennahverkehr in London seinen Fahrausweis zahlen kann, hat mich ein bisschen an Touch&Travel erinnert, auch wenn das Londoner System noch ein bisschen besser, weil sogar ohne Anmeldung funktioniert. Da gibt es zum einen die Oyster Card, eine Art Prepaidkarte, mit der man sich bei Fahrtantritt an- und bei Fahrtende wieder abmeldet.

Es geht aber auch ohne diese Karte, sondern mit jeder Kreditkarte, die kontaktloses Bezahlen ermöglicht – und somit auch mit Apple Pay, Android Pay etc.. Man kann an den Lesegeräten für die Oyster Card nämlich auch mit der Kreditkarte kontaktlos ein- und auschecken. Jeweils am Tagesende erfolgt dann – ähnlich wie damals bei Touch&Travel in Deutschland – eine Art „Least Cost Routing“. Sprich: Es wird immer der für den Kunden günstigste Tarif abgerechnet.

Ich wollte Apple Pay von Boon für die Zahlungen im Londoner Nahverkehr nutzen. Erster Versuch im Flughafen Heathrow: fehlgeschlagen! Die virtuelle Kreditkarte wurde nicht erkannt. Aber auch mit einer herkömmlichen Kreditkarte konnte ich nicht bezahlen – warum auch immer. Glücklicherweise hatte ich noch ein paar britische Pfund in bar dabei. Damit konnte ich mein Ticket lösen.

Neuer Versuch gestern früh: Hurra, es klappt! Apple iPhone 7 Plus ans Lesegerät gehalten, nach zwei Sekunden wurde die virtuelle MasterCard  akzeptiert und der Zugang öffnete sich. Auch das Auschecken an der Endhaltestelle war problemlos möglich.

Dritter Versuch auf dem Weg zum London City Airport: Auch hier konnte ich problemlos mit Apple Pay bezahlen. Besonderheit: Am Flughafen ist der U-Bahn-Bereich nicht „eingezäunt“. Ich hätte auch einfach gehen können, ohne mich auszuchecken, also ohne zu bezahlen. Nach dem Gepäck aufgeben bin ich sicherheitshalber noch einmal zurückgegangen, um das iPhone an das Terminal zu halten, das ich zuvor gar nicht gesehen hatte.

Das System gefällt mir ausgesprochen gut. Man muss kein Bargeld bereithalten, man muss sich nicht einmal mit Tarifzonen, Fahrplänen etc. auseinandersetzen. Nicht einmal den Zielbahnhof muss man bei Fahrtantritt festlegen – eben genau so, wie es bei Touch&Travel in Deutschland war, nur mit dem Vorteil, dass jeder das Bezahlverfahren nutzen kann. Absolut genial, das würde ich mir in Deutschland auch wünschen.

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