T-Rock auf Sendung: Tirol hat wieder ein Rockradio, aber…

In den 80er Jahren sorgten Radiostationen wie Radio C und Radio M1 für rockige Klänge im Tiroler Äther. Seit dem 1. Juni hat Nordtirol ein neues Rockradio: T-Rock hat nach Testsendungen im Mai seinen regulären Sendebetrieb auf UKW 103,8 MHz aufgenommen.

T-Rock ist seit 1. Juni auf Sendung (Foto: T-Rock)
T-Rock ist seit 1. Juni auf Sendung (Foto: T-Rock)

Die Strahlungsleistung von 500 Watt reicht aus, um den Großraum Innsbruck zu versorgen. Dazu ist der Sender über seine Webseite www.t-rock.at auch weltweit im Internet zu empfangen. Allerdings ist teilweise eine echte Herausforderung, die Webseite zu erreichen, da offenbar kurz vor Sendestart noch ein Providerwechsel vorgenommen wurde und einige DNS-Einträge noch verbogen zu sein scheinen.

Am Tag des Sendestarts landete man zum Teil noch auf der alten Webseite, neues „Feature“ ist nun, dass der Safari-Browser am iPhone meint, die Seite weise zu viele Umleitungen auf und könne daher nicht geöffnet werden. Der Stream unter der Adresse http://87.118.84.235:8888/stream sollte aber davon unabhängig problemlos zu empfangen sein.

T-Rock ist eines der wenigen „echten“ Privatradios im deutschsprachigen Äther. Hinter der Station stehen weder Verlage noch Großkonzerne, sondern Radiobegeisterte, die viel Herzblut in das Projekt gesteckt haben und deren Engagement durch die Sendelizenz und nun durch den Sendestart belohnt wurde.

Die Musikauswahl von T-Rock ist genial und sucht im deutschsprachigen Äther ihresgleichen. Man fühlt sich zurückversetzt in die 80er Jahre, als Stationen wie die eingangs schon erwähnten Radio C und Radio M1 von Südtirol aus den Großraum Innsbruck und große Teile Bayerns versorgt haben.

Abseits der Musik ist das Programm von T-Rock indes noch „ausbaufähig“. Moderierte Sendungen gibt es tagsüber nur von 7 bis 9, von 12 bis 13 und von 16 bis 18 Uhr. In den ersten Tagen lief die Frühsendung jeweils erst ab 8 Uhr und einen richtigen Sendestart gab es auch nicht.

Die Übergänge zwischen der Automation und dem moderierten Programm klingen noch ziemlich holprig, Jingles von einschlägigen LPs aus den 80er Jahren mögen in Freak-Kreisen, zu denen ich mich auch zähle, einen gewissen Kultstatus haben. Zeitgemäß sind sie aber nicht und wenn die Jingles zum Teil nicht einmal den Stationsnamen beinhalten, dann ist das schlicht unprofessionell.

Am Wochenende gibt es laut Sendeplan auf der Webseite derzeit überhaupt keine moderierten Sendungen. Auch das ist unverständlich, wäre es doch mit Voicetracking heutzutage ein einfaches, mit geringen Mitteln ein Vollprogramm zu suggerieren.

Wie gesagt, die Musik klingt toll, aber wer nur Musik hören möchte, schaltet im Jahr 2017 eher Spotify oder Apple Music, keineswegs aber einen Hörfunksender ein. Von einem Radio erwarte ich begleitende Moderation, aktuelle Informationen und vor allem zumindest tagsüber auch stündliche Weltnachrichten, die es bei T-Rock derzeit auch noch nicht gibt.

Nun ist es nicht so, dass die Sendelizenz plötzlich und unerwartet vom Himmel gefallen ist. T-Rock hatte genügend Zeit, um den Sendestart vorzubereiten. Und genau aus diesem Grund bin ich von dem, was inhaltlich derzeit geboten wird, ziemlich enttäuscht, auch wenn die Musik wirklich toll ist.

Bleibt zu hoffen, dass das Programm bald weiter ausgebaut und die Gestaltung professioneller wird. Nicht zuletzt wäre es sicher sinnvoll, auch Moderatoren aus Tirol ans Mikrofon zu lassen, denn Sendungen, die ausschließlich mit deutschem Dialekt moderiert werden, kommen im UKW-Sendegebiet vermutlich nur mäßig gut an.

Die Macher von T-Rock haben sich viel vorgenommen. Bleibt zu hoffen, dass das Projekt professioneller wird, so dass es auch am Markt bestehen kann. Verdient hätte ein echtes Rockradio den Erfolg in jedem Fall, dazu darf es aber nicht nur Rock spielen, sondern muss auch ernsthaft Radio machen.

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