Sport1.fm hat sich verabschiedet

Es war absehbar: Vor rund einem Jahr hat Sport1.fm die Übertragungsrechte für die Spiele der 1. und 2. Fußball-Bundesliga an Amazon verloren. Bereits vor einigen Monaten hatte sich der Sender aus der Media-Analyse für IP-basierte Hörfunkprogramme zurückgezogen. Mit der Liveübertragung des Relegationsspiels zwischen dem TSV 1860 München und Jahn Regensburg hat sich der Sender nun von seinen Hörern verabschiedet.

Sport1.fm-App auf dem iPhone 6s Plus
Sport1.fm-App auf dem iPhone 6s Plus

Eine etwas merkwürdige Informationspolitik legte dabei die Sport1-Pressestelle an den Tag, bei der ich noch gestern Nachmittag für teltarif.de angefragt hatte, wie es um die Zukunft des Senders bestellt sei. Dabei erhielt ich die Information, es gebe keinen neuen Stand und schließlich halte man neben der Fußball-Bundesliga noch weitere Übertragungsrechte.

Da fühlt man sich als Redakteur – sorry – verarscht, wenn Moderator Oliver Faßnacht die Hörer keine zwei Stunden später zur „letzten Livesendung“ von Sport1.fm begrüßt. Es ist wohl kaum vorstellbar, dass die Entscheidung über die Einstellung des Programms zufällig gestern Nachmittag zwischen 16 und 18 Uhr gefallen ist.

Die Geschichte von Sport1.fm ist generell sehr unrühmlich. Im ersten Jahr gestaltete die Station noch ein richtig gut gemachtes Sport-Vollprogramm – das erste seiner Art in Deutschland. Der Wortanteil war werktags tagsüber etwas zu hoch, ansonsten machte das Zuhören für Sportfans aber richtig Spaß.

Schade, dass Sport1.fm damals keinen eigenen DAB+-Sendeplatz hatte, doch dank einer Kooperation mit Radio Energy konnten immerhin die Liveübertragungen fast aller Fußball-Spiele auch auf diesem Weg angeboten werden. Nur die Einzelspiele waren über das terrestrische Digitalradio nicht verfügbar.

Nach der ersten Saison stellte Sport1.fm sein eigentliches Radioprogramm ein und übertrug nur noch Fußball live. Das Rahmenprogramm wurde durch Wiederholungen früherer Liveübertragungen ersetzt. O.K., da war besser als gar kein Fußballradio, aber spätestens zu diesem Zeitpunkt trauerte ich dann doch 90elf hinterher, das werktags immerhin ein Musikprogramm mit Sport- und Weltnachrichten anbot.

Im letzten Jahr seiner Existenz verzichtete Sport1.fm schließlich auf die Kooperation mit Radio Energy. Somit war die Station nur noch via Internet zu empfangen. Damit könnte man selbst beim Empfang im Auto noch leben (zumal es einen Stream mit einer Bandbreite von 24 kBit/s gab, der entsprechend sparsam mit dem Datenvolumen umging).

Allerdings verzichtete Sport1.fm auch auf diesem, für die mobile Nutzung gedachten Stream trotz mehrfacher Hinweise (auf die nie eine Antwort kam) nicht auf Vorschaltwerbung, die immer vor dem Start des eigentlichen Programms zu hören ist. Das hat den Nachteil, dass der jeweilige Spot bei jedem Neustart des Streams zu hören ist – und das kommt im mobilen Betrieb nunmal öfter vor (Mobilfunknetz kurzzeitig nicht zu empfangen, automatischer Wechsel zwischen UMTS und LTE je nach Verfügbarkeit am Standort usw.).

Sport1.fm ist (oder war) ein kommerzielles Unternehmen demnach auf Werbeeinnahmen angewiesen. Aber sorry, so geht das nicht. Das musste doch jeden Verantwortlichen auffallen, wenn er selbst einmal versucht hätte, seinen Sender im fahrenden Auto zu empfangen. 90elf hatte das damals so gelöst, dass die Vorschaltwerbung zwar auf dem Hauptstream, nicht aber auf dem für die mobile Nutzung gedachten Ausspielweg zu hören war.

So wie sich Sport1.fm im Laufe seiner Geschichte entwickelt hat, weine ich diesem Sender keine Träne nach. Besser wird es mit der Fußball-Berichterstattung im IP-Audio-Bereich damit freilich nicht, denn Amazon will die Bundesliga nach eigenen Angaben künftig im Rahmen seiner Musik-App anbieten.

Amazon Prime Music (oder auch Amazon Music Unlimited) läuft aber nicht am WLAN-Radio, es ist nicht einmal GoogleCast-fähig. Bundesliga also nur noch per App? Unterwegs ist das völlig in Ordnung, Telekom-Kunden können das Angebot mit StreamOn sogar ohne Belastung des Datenvolumens nutzen. Aber zuhause möchte ich die Liveberichte dann doch eher am WLAN-Radio bzw. über die HiFi-Anlage hören.

Ein Fragezeichen steht zudem noch hinter den genauen Plänen von Amazon. Wird man – wie früher 90elf und zuletzt Sport1.fm – alle Spiele der 1. und 2. Bundesliga live und wahlweise in der Konferenz und in Einzelspielen zu hören bekommen? Bemüht sich Amazon auch um Senderechte für DFB-Pokal, Champions League, Europa League und Länderspiele? Fragen über Fragen, auf die wir Fans hoffentlich bald eine Antwort bekommen.

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