Gobabis liegt auf dem Weg zwischen Windhoek und der Grenze zu Botswana

Afrika 2000: Unterwegs nach Botswana

Rückblick auf Sonntag, 15. Oktober 2000:

Wir frühstückten schon gegen 07.00 Uhr, da die lange Autofahrt nach Maun in Botswana vor uns lag. Gegen 08.00 Uhr ging es dann los, vorbei am Flughafen bis nach Gobabis, der letzten größeren Stadt in Südwest. Hier gab es Benzin und kühle Getränke, so dass sich eine kurze Rast anbot. Am späten Vormittag fuhren wir weiter zur botswanischen Grenze.

Am Südwester Grenzübergang gab es keine Kontrolle, so dass wir einfach durchfuhren. Das Grenztor nach Botswana war dagegen zu. Wir betraten die „Amtsstube“, um die offenbar erforderlichen Formalitäten zu erledigen.

Die Grenzbeamten waren sehr freundlich – und schickten uns dennoch zurück. Zum Glück: Sie vermissten in unseren Pässen den Südwester Ausreisestempel, den wir uns in Unkenntnis dessen, dass dies erforderlich ist, nicht holten. Die Beamten in Botswana sagten, wir bekämen Probleme, wenn wir wieder nach Südwest einreisen wollen.

Also fuhren wir die wenigen hundert Meter zurück, erklärten den Südwester Beamten die Situation, erledigten die Formalitäten und fuhren zurück zum botswanischen Grenzposten. Dort ging alles, nachdem man uns schon kannte, sehr schnell, so dass wir bald weiterfahren konnten.

Kurios war, dass Botswana im Bereich des Grenzübergangs Mobilfunk-Versorgung hatte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das Südwester Netz endete schon kurz hinter Gobabis. Die Freude währte allerdings nicht lange, denn nach wenigen Kilometern war es damit bis Ghanzi wieder vorbei.

In Ghanzi gab es wieder Benzin und kühle Getränke. Die Leute an der Shell-Tankstelle waren ganz begeistert, Kunden aus Deutschland zu haben. Innerhalb weniger Minuten wurde das gesamte Team, inklusive des obligatorischen Sicherheitsbeamten, zu einem Gruppenfoto zusammengetrommelt.

Dann ging es weiter. 280 Kilometer sollten noch bis zum heutigen Etappenziel Maun vor uns liegen. Das wäre normalerweise in knapp drei Stunden zu schaffen. Allerdings sagte uns Petras Vater, dass die Teerpad 30 Kilometer nördlich von Ghanzi endet. Danach sollte es auf einer Schotterpiste weitergehen.

Nach 30 Kilometern endete nicht die Teerpad, sondern nur der markierte Mittelstreifen zur Trennung der Richtungsfahrbahnen, später fielen auch die Außenstreifen weg, aber es ging immer noch auf einer mit mitteleuropäischen Verhältnissen vergleichbaren Straße weiter. Nur der Linksverkehr, die Wüstenlandschaft und die Esel, Kühe und Ochsen am Straßenrand erinnerten daran, dass das offenbar doch nicht die A3 zwischen Frankfurt und Würzburg war.

100 Kilometer nördlich von Ghanzi dann das schon lange befürchtete Baustellenschild. Auf der Teerpad ging es nicht mehr weiter. Der Verkehr wurde nach links auf die erwartete Schotterpiste umgeleitet.

Als ich die Beschaffenheit dieser Straße sah, wollte ich im ersten Moment umkehren. Dann wagte ich mich mit Schrittgeschwindigkeit heran und steigerte mich nach einigen Kilometern Eingewöhnung auf 60 km/h. Diese hielt ich bis Toteng durch, wo es – 120 Kilometer später – wieder auf eine Teerpad ging.

Kurz hinter Toteng machten wir eine kurze Rast am Straßenrand, um etwas zu trinken. Rund 60 Kilometer sollten noch vor uns liegen.

Als ich ausstieg, sah ich, dass wir hinten rechts einen Platten hatten. Irgendein Stein muss es auf der Schotterpiste schlecht mit uns gemeint haben. Das merkwürdige ist, dass das beim Fahren nicht aufgefallen ist.

Petras Vater hatte uns zwei Reserveräder mitgegeben, so dass die Weiterfahrt eigentlich nur eine Frage der Zeit sein konnte. Eigentlich, denn in Deutschland rief ich zum Reifenwechsel bislang immer den ADAC an (wozu zahlt man schließlich seinen Mitgliedsbeitrag), während ich hier, mitten in der Wüste, auf mich alleine gestellt war.

Der Wagenheber funktionierte erst im dritten Anlauf. Vorher brach er im von der glühenden Hitze aufgeweichten Teer einfach ein. Erst als der Schatten des Autos den Straßenbelag etwas abgekühlt hatte, klappte es.

Das defekte Rad war schnell abmontiert, doch nun merkte ich, dass wir nicht 20, sondern 40 Grad im Schatten hatten und auch das nur theoretisch, denn es gab keinen Schatten.

Mit letzter Kraft hob ich den (ja eigentlich gar nicht so schweren) Ersatzreifen in die Verankerung am Auto, dann wollte ich mich kurz ausruhen, da ich merkte, dass mein Kreislauf ein sofortiges Weiterarbeiten nicht zuließ.

Wie es dann weiterging, weiß ich nicht. Irgendwann hörte ich meine Mutter nach mir rufen. Ich dachte, ich sei zu Hause und hätte verschlafen, wunderte mich dann aber nach Öffnen der Augen, dass ich nicht in meinem Bett, sondern neben einem Auto mitten in der Wüste lag.

Ich erinnerte mich sofort, wo ich war, und schraubte das Ersatzrad fest. Als ich mich danach kurz zur Erholung ins Auto setzte, brach mein Kreislauf erneut zusammen, so dass ich „geweckt“ werden musste.

Als ich wieder wach war, trank ich etwas Wasser, danach fühlte ich mich sofort viel besser. Ich hatte wohl vor allem etwas zu sehr mit den Getränken gegeizt.

Kurze Zeit später fuhren wir weiter, trotz Teerpad mit nur 60 bis 80 km/h, denn wir hatten ja vermutlich auf dem Ersatzrad einen anderen Reifendruck als auf den anderen Rädern.

Kurz vor dem Einbruch der Dämmerung kamen wir in Maun an, checkten ins Hotel ein und tranken erst einmal viel Cola und Wasser. Dann machten wir uns frisch (ich musste dringend unter die Dusche, nachdem ich Bekanntschaft mit dem aufgeweichten Teer auf der Straße gemacht hatte) und gingen ins hoteleigene Restaurant zum Essen.

Abends hörte ich noch auf der Deutschen Welle, dass Eintracht Frankfurt in Schalke 4:0 verloren hat, testete die botswanischen Mobilfunknetze und tauschte mit Freunden in Deutschland eMails und SMS‘ aus. Dann legte ich mich nach einem langen, aufregenden Tag ins Bett und schlief sofort ein.

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