Radio Saarschleifenland: Deutschland hat ein neues "echtes" Privatradio

Echte Privatradios sind in Deutschland sehr selten. Neben den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben wir es hierzulande oft mit kommerziellen Projekten von großen Konzernen und Verlagen zu tun. Aber es gibt Ausnahmen wie BH eins in Potsdam-Babelsberg, Kultradio in Bayreuth oder – seit heute – Radio Saarschleifenland in Mettlach.

Radio Saarschleifenland auf Sendung (Foto: RSL)
Radio Saarschleifenland auf Sendung (Foto: RSL)

Radio Saarschleifenland wird von Central FM aus dem nordrhein-westfälischen Pulheim veranstaltet. Der Anbieter, der gerne auch in seiner Heimatstadt Lokalradio machen würde – eine denkbare Frequenz wird gerade ausgeschrieben – ging aus dem ehemaligen Veranstaltungsfunk Radio Central hervor. Da war ich in der Anfangszeit in den 90er Jahren auch mit dabei.

Der Sendestart von Radio Saarschleifenland war aus meiner Sicht nicht ganz optimal vorbereitet worden. Losgehen sollte es – in Anlehnung an die UKW-Frequenz 106,1 MHz – um 10.06 Uhr. Wenig konsequent waren aber auch um 9 und um 10 Uhr schon Nachrichten zu hören. Zudem passierte nach dem eigentlichen Start zunächst nicht viel.

Zwei Moderationen in der ersten Programmstunde eines Senders sind dann doch etwas sehr wenig. Der geneigte Hörer hätte sich darüber gefreut, Informationen dazu zu bekommen, was ihn in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten lokal auf UKW und weltweit im Internet unter der Stream-URL stream.radiorsl.de:8000/radiorsl.m3u erwartet.

Zur Ehrenrettung des Teams um Jan Lüghausen muss man allerdings sagen, dass es zum Start wohl erhebliche technische Probleme gab. Aussetzer bei der Programm-Wiedergabe gab es nicht nur auf dem Stream, sondern nach Angaben auf der Facebook-Seite des Senders auch auf UKW.

Erst nach 14 Uhr tat sich ein bisschen mehr. Im Laufe des Nachmittags waren dann Interviews mit lokaler Prominenz aus dem Sendegebiet zu hören. Insgesamt aber dennoch ein merkwürdiger Start ohne „echte“ Sendungen. Vielmehr handelt es sich um einen Musikteppich, der jeweils bei Bedarf durch Wortbeiträge und Livemoderation unterbrochen wird.

Gegen 17.45 Uhr wurde beispielsweise auch ein Fazit zum ersten Sendetag gezogen. Ohne Verabschiedung ging es danach mit Nonstop-Musik weiter. Das ist inhaltlich noch ausbaufähig, auch wenn es klar sein dürfte, dass sich ein echtes Vollprogramm bei einem derart kleinen Sendegebiet finanziell kaum rechnen wird, so dass man zwangsläufig auf ein Programm auf Sparflamme setzen muss, wie ich fürchte.

Einen sehr guten Eindruck hinterlässt indes die Musikauswahl. Das Format ist sehr breit gefächert. Man hört bekannte Songs, aber eben nicht nur die immer wieder gleichen Titel wie bei so vielen anderen Radiostationen. Da macht es definitiv Spaß, zuzuhören. Einzig die aktuellen Hits fehlen derzeit dem Programm. Aber wer weiß, vielleicht werden diese ja noch nachgeliefert.

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