Blackberry am Abgrund – aber warum?

Seit mehr als zehn Jahren bin ich nun begeisterter Blackberry-Nutzer. In den vergangenen Jahren ist meine Begeisterung etwas zurückgegangen. Das alte Betriebssystem Blackberry OS 5, 6, 7 bzw 7.1 war einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Software war langsam, die Apps rar und nach jeder Installation bzw. jedem Update musste man das System neu booten.

Im Januar startete dann die neue Plattform Blackberry 10. Ich hatte eigentlich gehofft, dass der kanadische Hersteller damit die Trendwende schafft und wieder Anschluss an Android, iPhone und Windows Phone findet. Das Z10 ist endlich ein Blackberry, das ausschließlich Touchscreen-basiert ist und wirklich überzeugt. Das Q10 ist ein Handheld, der an die Tradition früherer Blackberrys mit Hardware-Tastatur anknüpft.

Das Betriebssystem Blackberry 10 gefällt mir ausgesprochen gut. Die Gestensteuerung erinnert an webOS, die Software läuft flüssig und nach kurzer Eingewöhnung fragt man sich, warum sich ein HTC One oder ein Apple iPhone nicht ähnlich einfach bedienen lassen.

Das Blackberry Q5 ist in meinen Augen ein Totalausfall. Hier stimmt das Verhältnis zwischen Preis und Leistung nicht. Das Gerät wäre als Messaging-Maschine für Jugendliche genial, aber nicht für 350 Euro, sondern vielleicht im Prepaid-Paket für 149 oder maximal 199 Euro.

Dafür hinterlässt das Blackberry Z30 einen guten Eindruck, wie sich auch im teltarif.de-Test gezeigt hat. Einzig der (schon vom Q5 bekannte) fest verbaute Akku gefällt mir nicht. Beim Z30 ist dies nicht einmal nachvollziehbar, zumal es ja einen abnehmbaren Akkufach-Deckel gibt.

Blackberry Z30
Blackberry Z30

Nichtsdestotrotz hat Blackberry drei konkurrenzfähige aktuelle Smartphones im Markt. Diese liegen aber wie Blei in den Regalen. Da frage ich mich, warum? Das App-Angebot ist noch unterirdisch klein, aber das war bei anderen Plattformen zum Start ähnlich und wichtige Apps wie Twitter, Facebook, WhatsApp etc. gibt es ja auch.

Meiner Ansicht nach muss Blackberry dringend seine Marketing-Strategie überdenken. Nichtssagende TV-Spots locken keinen iPhone- oder Android-Nutzer vor dem Ofen hervor. Smartphones für 600 Euro, die unter dem Strich mangels eines breiten App-Angebots weniger können als ein Androide oder ein iPhone zum gleichen Preis, ebensowenig.

Wie es funktionieren kann, zeigt das Beispiel des Windows Phone. Hier arbeiten Microsoft und Nokia ganz gezielt mit den Mobilfunk-Netzbetreibern zusammen, um Werbung für die Geräte zu machen. Mit dem Nokia Lumia 520 gibt es zudem ein 150-Euro-Handy, das um Klassen besser ist als ein Android-Smartphone zum gleichen Preis.

Ich verwende mein Blackberry Q10 nach wie vor mit großer Begeisterung und habe sogar ein Blackberry Z10 für Testzwecke reaktiviert. Alles in allem ist das doch ein überzeigendes Konzept – das scheint aber irgendwie weder bei den Entwicklern von Applikationen noch bei den Endverbrauchern angekommen zu sein.

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