XERB 1090 war der "Southern California Giant" (Foto: Airchexx.com)

Die Nachfahren von Wolfman Jack: Radio aus Mexiko für die USA gibt es noch heute

Jeder Radiofan hat wohl schon einmal von Wolfman Jack gehört, der in Europa durch seine Sendungen für den amerikanischen Soldatensender AFN bekannt wurde. In den USA erlangte Wolfman Jack vor allem durch Programme Berühmtheit, die über Mittelwellensender mit bis zu 250 kW Sendeleistung von Mexiko aus Richtung USA und Kanada ausgestrahlt wurden, wo die Leistung der Mittelwellensender noch heute auf 50 kW limitiert ist.

Einen dieser in den USA als „Border Blaster“ bekannten Sender gibt es noch heute. Aus dem früheren XERB ist XEPRS-AM geworden. Gesendet wird noch immer auf Mittelwelle 1090 kHz vornehmlich für Hörer in Südkalifornien. Dabei identifiziert sich die Station auch heute noch als The Mighty 1090. Anstelle von Pop- und Rockmusik ist heutzutage aber ein Sportprogramm zu hören.

The Mighty 1090 ist der Lokalsender von ESPN Radio für den Großraum San Diego. Auch die Studios befinden sich heutzutage nicht mehr in Mexiko, sondern direkt in San Diego. Nur die Sendeanlage steht immer noch jenseits der Grenze. Kurios: Die Webseite von The Mighty 1090 ist geogeblockt und mit deutscher IP-Adresse nicht erreichbar, der Stream selbst dagegen ist weltweit zu empfangen und auch bei TuneIn Radio gelistet.

105.7 Max FM: Classic Hits für Südkalifornien

XEPRS-AM hat eine Schwesterstation auf UKW, deren Rufzeichen XEPRS-FM im laufenden Programm aber kaum wahrnehmbar ist. Der Verpflichtung, dieses regelmäßig zu senden, kommt 105.7 Max FM, wie sich der Sender nennt, aber nach – mit abgesenkter Audiolautstärke und so schnell gesprochen, dass es kaum zu verstehen ist.

Für 105.7 Max FM gilt das gleiche wie für The Mighty 1090: Die Webseite ist von Deutschland aus nur über eine VPN-Verbindung erreichbar, der Stream ist wiederum frei empfangbar und auch auf TuneIn Radio gelistet. Nennt sich The Mighty 1090 im Untertitel „San Diego’s Sports Leader“, so firmiert 105.7 Max FM als „San Diego’s Throwback Station“.

Das Classic-Hits-Programm ist gut gemacht und auch das Jinglepaket ist ein alter Bekannter: Zum Einsatz kommt das „Kiss 90“ genannte Paket, das Ende der 80er Jahre zuerst bei 102.7 KIIS FM Los Angeles verwendet wurde und mit 104.6 RTL sowie 89.0 Hitradio X auch bei zwei deutschsprachigen Privatradios zum Einsatz kam.

Weitere „Border Blaster“ für San Diego und Umgebung

Doch es gibt noch weitere Lokalsender für San Diego, deren Sendeanlagen sich in Mexiko befinden. Die Webseiten von Z90.3 (XHITZ-FM, Top-40-Format), 91X (XETRA-FM, Alternative Rock) und Magic 92.5 (XHRM-FM, Classic Soul) sind auch hierzulande zugänglich. Auch die Streams sind ohne Einschränkungen zu empfangen und auf TuneIn Radio gelistet. Wie bei The Mighty 1090 und 105.7 Max FM befinden sich die Studios in den USA, die Sendeanlagen jedoch in Mexiko.

Bei allen genannten Stationen gibt es einige Besonderheiten gegenüber anderen amerikanischen Radioprogrammen. So wird natürlich das Rufzeichen mit dem X anstelle von K oder W, wie in den USA üblich, gesendet – inklusive Standortangabe „Baja California, Mexico“ in spanischer Sprache.

Nationalhymne und „La Hora Nacional“

Jeweils um Mitternacht und morgens zu Programmbeginn muss – wie von allen mexikanischen Radiostationen – die mexikanische Nationalhymne gesendet werden. Sonntags abends von 22 bis 23 Uhr Ortszeit werden gar alle mexikanischen Sender zu La Hora Nacional zusammengeschaltet. Das bedeutet: Eine Stunde spanischsprachiges Wortprogramm der mexikanischen Regierung anstelle von Sport, Oldies oder Alternative Rock.

Schließlich sind dem mexikanischen Staat täglich 48 Minuten Sendezeit für amtliche Verlautbarungen einzuräumen. Diese werden in der Regel in die Werbeblöcke integriert und in englischer Sprache gesendet. Somit fallen „Werbung“ für die nächsten Wahlen in Mexiko oder einen neuen Flughafen für Mexiko-City nicht sonderlich auf.

Durch diese Besonderheiten heben sich die grenzüberschreitenden Sender von anderen amerikanischen Privatradios ab. Erwischt man nicht gerade die Nationalhymne oder „La Hora Nacional“, dann merkt man das als normaler Hörer vielleicht gar nicht, wie das Beispiel eines langjährigen Hobbyfreundes zeigt, der auch beruflich mit dem Thema Radio zu tun hat, dem aber trotz mehrtägiger Beobachtung von 105.7 Max FM die mexikanischen Elemente im Programm nicht aufgefallen ist. Genau das ist auch das Bestreben der „Border Blaster“, die natürlich wie ein „normales“ Lokalradio aus San Diego klingen wollen.

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